Wenn dein Leben sich anfühlt, als würden die Wellen deines Lebens, dich aus dem Boot werfen, dann geh auf’s Wasser… (Matthäus 14, 22-32)
Stell dir vor, du sitzt in einem Boot, fährst über das Wasser und auf einmal zieht Nebel auf, die Wellen werden immer höher und du siehst das Land nicht mehr. Schnell spürst du, dass die Situation unbeherrschbar wird. Die Wellen steigen immer höher. Weil der Nebel die Sicht versperrt, verlierst du die Orientierung.
Vielleicht hast du eine solche Situation noch nicht auf dem Wasser erlebt, doch in deinem Leben gab es wahrscheinlich schon mal eine Situation, die du ähnlich wahrgenommen hast. Unser Leben ist oft wie eine Bootsfahrt auf ruhigem Wasser. Dann gibt es keine Probleme und alles läuft so, wie wir uns es vorgestellt haben. Doch manchmal geht es auch stürmisch zu – vielleicht so stürmisch, dass wir im Sturmwind unseres Lebens Furcht und Panik erlauben, unsere Gedanken zu beherrschen. Also… zunächst mal: du liest das, du lebst noch… Vielleicht leidest du auch gerade jetzt unter einer Sturmflut deines Lebens oder du trägst noch die Last der Folgen. Was auch immer es ist – wenn es so ist, wahrscheinlich möchte keiner mit dir in diesem Moment tauschen.
So ähnlich ging es den Freunden Jesu (genannt Jünger), als sie über den See fuhren. Jesus hatte sich zurück gezogen und wollte mal alleine sein. Während der Überfahrt kam ein Sturm auf und sie verloren die Kontrolle über das Boot. Obwohl im Boot erfahrene Fischerleute waren, bekamen sie es mit der Angst zu tun – die Lage war ernst. Das Land war nicht in Sicht, die Wellen hoch und weil sie rundherum nur das Wasser sahen, waren sie orientierungslos. Da sahen sie eine weiße, schimmernde Gestalt über das Wasser zum Boot gehen. Auch das noch: Ein Geist ging direkt auf ihr Boot zu! Entsetzt von dieser dämonischen Stimmung schrien sie ihre Angst aus sich heraus. Dann hörten sie die Stimme rufen: “Fürchtet euch nicht, ich bin’s.” Sie erkannten die Stimme: Es war Jesus. Doch so ganz konnten sie es nicht glauben. Da rief Petrus: “Herr, wenn du es bist, dann befehle mir, dir auf dem Wasser entgegen zu gehen.”
Das war jetzt keine leichte Bitte, wie etwa, wie in der Surfschule, lass mich mal versuchen, auf dem Wasser ein bisschen zu gehen und wenn’s nicht klappt, dann paddel ich zu meinem Brett oder an den Rand. Es war Sturmflut! Wenn in dieser Sitation das Wasser Petrus nicht tragen würde, dann würde er sehr schnell vom Boot weg getrieben werden und ertrinken. Es war eine Situation auf Leben und Tod.
Jesus rief: “Komm”, und Petrus blickte auf Jesus, trat mit dem ersten Fuß aufs Wasser, hielt sich noch am Bootsrand fest. Mmmh. Noch konnte er stehen. Alle Augen der anderen im Boot waren auf Petrus gerichtet. Dann trat Petrus mit dem zweiten Fuß aufs Wasser, immer noch konnte er stehen. Er trat mit dem dritten Schritt auf das Wasser, blickte auf Jesus, mit dem vierten Schritt und so fort.
Auf einmal begann sein Kopf zu arbeiten. Petrus war ein erfahrener Fischer. Er kannte sich sehr gut aus mit dem Wetter. Er wusste sehr gut, was passieren konnte, wenn ein solcher Sturm wütete. So gingen ihm auf einmal seine Gedanken durch den Kopf: “Was wäre wenn …das Wasser nun doch nicht trägt, … ich untergehe, … eine Sturmböhe kommt, und ich das Gleichgewicht verliere… .” Petrus Blicke schweiften umher. Er blickte auf das Wasser, er blickte zurück ins Boot… Er verlor den Blickkontakt zu Jesus und begann sich zu wundern, wieso er überhaupt auf dem Wasser gegangen ist. Er fragt sich: “Wie konnte ich überhaupt solch eine Entscheidung treffen und auf das Wasser gehen… Wie leichtsinnig von mir – was kann da alles passieren – ich kann ja sterben.” Petrus verlor den Blick zu Jesus und führte innere Gespräche, die ihn entmutigten. Und sofort begann er den Halt zu verlieren und versankt im Wasser.
Sehr wahrscheinlich konnte Petrus nicht schwimmen und er rief: “Hilfe, Jesus, rette mich.” Jesus ergriff seine Hand und zog Petrus aus dem Wasser heraus. In diesem Moment wurde die See ruhig und der Wind hörte auf zu pfeifen. Alle saßen sicher im Boot.
Die anderen im Boot waren schwer beeindruckt von Petrus. Ein paar Schritte ist er auf dem Wasser gegangen. Er hat sogar sein Leben dafür riskiert. Welch ein Mensch! Dann blickten sie auf Jesus. Jesus stoß Petrus freundschaftlich in die Seite und sagte: “Du Kleingläubiger – Warum hast du nicht geglaubt? Wenn du nur ein bisschen Glauben gehabt hättest, wärst du auf dem Wasser geblieben. So bist du untergegangen. Habt Glauben.”
Für Jesus war das Gehen auf dem Wasser gar nichts, gegenüber den Möglichkeiten, die er denen eröffnet, die erwarten, dass sie es möglich ist, auch wenn es nicht den Naturgesetzen entspricht. Seine Freunde hätten glauben können. Schließlich hatte er den ihnen kurz zuvor gezeigt, wie es mit der übernatürlichen Versorgung funktioniert: Mit fünf Broten und zwei Fischen konnten sie 5000 Menschen versorgen und es blieb sogar noch etwas übrig (Matthäus 14, 13-21). Eigentlich hätten sie daran begreifen müssen, dass Gott alles möglich ist.
Als Jesus ihnen zurief: “Fürchtet euch nicht, ICH BIN”, da gab er sich zu erkennen als der Name Gottes, Jahwe. Er ist der Gott der Geschichte Israels, der sich Mose am Dornbusch offenbart hat, der sein Volk mit Zeichen und Wundern aus Ägypten geführt hat und der sich als treu und liebevoll seinem Volk offenbart hat. ICH BIN – es bedeutet auch: ICH WERDE SEIN oder: ICH WAR – alle Zeitebenen zusammen. Eigentlich meint das: Keine Zeit: Ewigkeit. “ICH BIN” ist Gott, der schon immer war, der existiert, der für uns Menschen da ist. Jesus ruft: “ICH BIN”. Im Urtext steht nicht: ich bin “es”. Es steht: “ICH BIN”. Jesus offenbart sich damit als der Gott, der einen Bund mit seinem Volk geschlossen hat. Bund bedeutet, dass er zu seinem Volk steht und es unter keinen Umständen im Stich lässt. Selbst, wenn es sich von ihm entfernt: ER bleibt nahe. ER ist – Gott, der am Anfang gesprochen hat: Es werde Licht. ER, der diese Welt geschaffen hat, der regiert auch über den Naturgesetzen, die er gemacht hat. Indem Jesus sich als dieser Gott offenbart, zeigt ER, dass ER das Wort ist, dass nun Mensch geworden ist. ER hat die Macht, zu sprechen und es geschieht. (Jesus als das Wort: siehe Johannesevangelium, Kapitel 1, Vers 1 und Vers 14). Wer nun Jesus in sein Leben aufgenommen hat, der hat das Wort in sich. Der kann, in Anlehnung an Jesus, das Wort, vollmächtig sein Wort sprechen und es geschieht. In Christus ist uns seine Vollmacht übertragen (Eph 1, 19-23)
Das Boot in unserem Text steht für unsere Lebensumstände im physischen Bereich. Es meint unser Leben in Zeit und Raum. Es steht für vermeintliche Sicherheiten im physischen Bereich, auf die wir uns verlassen. Doch wir haben keine Garantien, dass alle unseren so schön gedachten und gebauten Sicherheiten nicht doch einmal erschüttert werden.In Wirklichkeit ist, bei Keinem, gar nichts sicher.
Vielleicht hast du gerade eine Entscheidung getroffen und du beginnst etwas Neues. Das ist ein Glaubensschritt – ob mit oder ohne Gott. Du gehst diesen neuen Weg und auf einmal gehen dir die ganzen Wenns und Abers durch den Kopf. Und vielleicht schlägst du die Hände über den Kopf zusammen. Vielleicht beginnst du zu zweifeln, ob dein Weg überhaupt gelingen kann.
Vielleicht war bisher der Glaube an Jesus für dich eher, wie ein Gespenst, so wie Jesus seinen Freunden auf dem Wasser entgegen gekommen ist und sie nicht glauben konnten, dass er wirklich auf dem Wasser gehen kann. Und Jesus ruft dir zu: “Fürchte dich nicht!!! ICH BIN!!”
Gott ruft dir zu: “Ich existiere, du bestehst die Sturmflut, wenn du mir vertraust! ICH BIN!” Wenn du dich in solch einer Sitation befindest, in der alles eingetroffen ist, von dem du hofftest, dass es nie geschehen würde: “ICH BIN!” Vielleicht sind auch Dinge sind geschehen, von denen du nicht einmal wusstest, dass sie existieren würden. Und Jesus spricht: Fürchte dich nicht: “ICH BIN!”
Glauben ist, von einem Heißluftballon zu erwarten, dass er aufsteigt, auch wenn kein Gas im Brenner ist, um die Luft zu erhitzen. Glauben ist, wie Petrus, auf dem Wasser zu gehen. Glauben bedeutet stärker zu erwarten, dass das Wasser trägt wenn man drüber geht, als dass man untergeht.
Das Wort Gottes ist realer als die Wirklichkeit in Zeit und Raum, in der wir leben. Wer diesem Wort stärker vertraut, als den Umständen, die er vor Augen hat, wird sich von diesen Umständen nicht vereinnahmen lassen. Im Blick auf Jesus erfahren wir, wie er übernatürlich unser Leben lenkt. Der ist in der Lage, sogar Naturgesetze zu überwinden.
Wer Jesus vertraut, kann alles erreichen. Seine Wirklichkeit übersteigt alle Naturgesetze. Jesus möchte, dass jeder seine Bestimmung leben kann. Er hat einen Traum in das Herz eines jeden Menschen gelegt. Er möchte, dass jeder ihn entdeckt und lebt. Wer sich von ihm gerufen fühlt, wie Petrus und ihm entgegen geht, der wird Zeichen und Wunder auf seinem Weg erleben. Er kann nur gewinnen. Das Wort Jesus steht über Naturgesetzen. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, zu glauben, und Jesus auf dem Wasser entgegen geht, der wird Zeichen und Wunder erleben.
Gebet:
Herr Jesus Christus, ich bitte dich um Vergebung, für alles Situationen, in denen ich dir nicht wirklich vertraut habe. Bitte schenke mir zunehmend den Glauben, dass dein Wort realer ist, als Naturgesetze. Bitte mache mich gewiss, dass du mich besser trägst, als die Elemente dieser Welt. Ich bekenne und proklamiere: Dein Reich ist realer und deine Kraft ist mächtiger als physische Kräfte es sind. Bitte führe mich weiter in deine Wirklichkeit und lasse mich erkennen, zu welcher Macht zu du mich berufen hast und zu welcher Herrlichkeit du mich eingeladen hast.
Danke, dass du mein Leben völlig trägst, auch wenn es nicht immer danach aussieht. Bitte schenke mir unerschütterliches Vertrauen in die Kraft deines Wortes. Du bist das Wort. Bitte lasse es Wirklichkeit in mir werden. Bitte lass mich mehr und mehr erfahren, dass mein Leben völlig durch dein Wort getragen wird.
AMEN
(c) Steffen Bürger